Der Golf und seine Jäger

Im zweiten Teil unserer Serie über den Gebrauchtwagenmarkt widmen sich die GTÜ-Experten den Kompaktwagen.

Ob Kompaktklasse, C-Segment oder Golf-Klasse: Egal, wie sie bezeichnet wird, diese Fahrzeugklasse ist auf Deutschlands Straßen am häufigsten vertreten. Laut dem Statistikportal Statista ist jeder vierte Pkw hierzulande ein Kompaktwagen. Warum? Weil Golf & Co vor allem als Firmenwagen geschätzt werden. Entsprechend groß ist das Angebot auch bei den Gebrauchtwagen.

Der Gebrauchtwagenmarkt bleibt nach Erhebungen der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) auch in Pandemiezeiten ein Garant für die Mobilität der Menschen. Über 2,7 Millionen Menschen haben sich seit Jahresbeginn für den Besitz eines Pkw entschieden, nicht für ein Finanzierungsmodell, bei dem es um die Nutzung geht.

Innovative Technik für die breite Masse

Zurück zu den Kompaktwagen: Also Masse statt Klasse? Nein, denn wer hier ein Stück vom Kuchen abhaben will, der muss auch etwas bieten. Diese Klasse macht innovative Technik bezahlbar und der breiten Masse der Autokäufer zugänglich. Masse und Klasse also. Vorneweg der VW Golf, der über Jahrzehnte in Deutschland automobile Maßstäbe setzte. Der erste Fronttriebler seiner Klasse, der erste kompakte Diesel, der erste Breitensportler. Ob Diesel, GTI oder E-Antrieb: Die Auswahl gebrauchter VW Golf ist riesig, die Preise sind aber dennoch hoch. Ob der VW Golf auch als Auto aus zweiter Hand seinem Ruf gerecht wird, verrät der Blick in den jährlich neu aufgelegten Gebrauchtwagenreport von GTÜ und Auto Zeitung, der mehr als 250 Modelle listet.

Fünf Millionen HU ausgewertet

In seiner aktuellen Ausgabe weist der Gebrauchtreport die Mängel nach Baugruppe und Alter des Fahrzeugs aus. Als Basis dienen Daten von rund fünf Millionen Hauptuntersuchungen der GTÜ-Sachverständigen. Eine Mängelquote steht plakativ für die durchschnittliche Anzahl der Mängel, die an 100 Fahrzeugen des gleichen Typs auftraten. Aufgeteilt in sieben Altersklassen und Baugruppen sind alle Daten verbraucherfreundlich aufbereitet. Der Fokus liegt auf den Baugruppen Fahrwerk, Lenkung/Spurstangen, Bremsanlage, Karosserie Bodengruppe, Licht/Elektrik, Öldichtigkeit Motor/Antrieb, Abgasanlage.

Ein Blick in den Gebrauchtwagenreport 2021 zeigt, welche Hersteller mit welchen Modellen in der Rubrik „Kompaktklasse“ die Nase vorn haben. Wir stellen nachfolgend die fünf besten Gebrauchten der jeweiligen Jahreskategorien vor. Da die meisten Gebrauchtwagen beim Verkauf zwischen vier und fünf Jahre alt sind, widmen wir uns den fünf Erstplatzierten dieser Altersklasse etwas ausführlicher:

Mercedes A-Klasse4,74 %
Audi A35,00 %
VW Golf VII6,00 %
Nissan Pulsar6,74 %
Volvo V406,93 %

Die GTÜ-Prüfer attestieren allen neuen A-Klasse-Modellen eine überdurchschnittlich hohe Zuverlässigkeit. „Einzig auffällig ist der Bremsenverschleiß, der auf eine sportliche Fahrweise schließen lässt“. Denn seit Mercedes die A-Klasse tiefergelegt hat, ist der kleine Stuttgarter besonders bei jungen Leuten angesagt. Über den zweitplatzierten Audi A3 – das Premium-Pendant zum VW Golf – sagen die GTÜ-Prüfer: „Fast alles im grünen Bereich, nur bei neun Jahre alten Fahrzeugen führen ölfeuchte Motoren zur Mängelhäufung“. Und was macht der Platzhirsch? „Bei der aktuellen Generation leistet sich der VW Golf keine Schwächen“.

Die fünf Besten ihres Alters

1 bis 3 Jahre: Mercedes A-Klasse; Hyundai Ioniq; Audi A3; Toyota Auris; Seat Leon

6 bis 7 Jahre: VW Golf VII; Mazda 3; Mercedes A-Klasse; Audi A3; BMW 1er

8 bis 9 Jahre: VW Golf VII; Mercedes A-Klasse; BMW 1er; Mazda 3; Audi A3

älter als 9 Jahre: Toyota Prius/Prius Plus; Subaru Impreza; Mercedes A-Klasse; Toyota Auris; Honda Civic

Nach oben offen

Im ersten Teil unserer Serie über den Gebrauchtwagenmarkt empfehlen die GTÜ-Experten Cabriolets und Sportwagen mit wenigen Mängeln.

Die Aussicht auf besseres Wetter beflügelt im Frühjahr die Sehnsucht nach gebrauchten Cabrios. Ach, wenn es im richtigen Leben doch auch nur immer so einfach wäre: Dach öffnen, und schon ist die Freiheit wieder da.

Trotz Lockdown und erschwerten Bedingungen hat sich der Gebrauchtwagenmarkt im März erholt und im Vergleich sogar den Vor-Corona-März 2019 übertrumpft. Diese 672.432 verkauften Fahrzeuge, die das Kraftfahrt-Bundesamt registriert hat, tragen zur generellen Aufholjagd bei. Im ersten Quartal 2021 liegt der Markt nur noch 4,6 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum – eine deutliche Frühjahrsbelebung. Die Experten der Deutschen Automobil Treuhand haben auch ermittelt, dass der durchschnittliche Gebrauchtwagenpreis mit 14.730 Euro so hoch ist wie noch nie. Wer kann, der investiert also in sein Fahrzeug.

Klasse statt Masse, das gilt für neue Cabriolets schon länger, allerdings aus einem anderen Grund. Die Auswahl an Modellen ist überschaubar, da immer mehr Hersteller die Produktion von offenen Autos einstellen. Dagegen ist der Gebrauchtwagenmarkt nach wie vor gut bestückt. Doch Vorsicht: Wer unüberlegt ein vermeintliches Schnäppchen kauft, kann sich Ärger ins Haus holen, mit teuren Werkstattbesuchen als Folge.

Frust statt Lust muss aber nicht sein. Wer sich im Vorfeld richtig informiert, kann Zusatzkosten vermeiden. Stets hilfreich ist ein Blick in die Mängelstatistik der jeweiligen Modelle. Als unabhängige Sachverständigenorganisation weiß die GTÜ natürlich um besonders anfällige Typen. Die Expertise der Prüfer beruht auf rund fünf Millionen durchgeführten Hauptuntersuchungen im Jahr. Diese Daten sind eine Bank – und die Basis des großen Gebrauchtwagenreports von GTÜ und Auto Zeitung, der einmal im Jahr erscheint und mehr als 250 Modelle listet.

Aussagekräftige Mängelquote

Im aktuellen Gebrauchtwagenreport werden die Mängel je nach Baugruppe und Alter des Fahrzeugs ausgewiesen. Eine Mängelquote steht plakativ für die durchschnittliche Anzahl der Mängel, die an 100 Fahrzeugen des gleichen Typs auftraten. Es gibt insgesamt sieben Altersklassen und sieben Baugruppen, um die Fakten verbraucherfreundlich aufzubereiten. Der Fokus liegt auf den Baugruppen Fahrwerk, Lenkung/Spurstangen, Bremsanlage, Karosserie Bodengruppe, Licht/Elektrik, Öldichtigkeit Motor/Antrieb, Abgasanlage.

Ein Blick in den Gebrauchtwagenreport 2021 zeigt, welche Hersteller mit welchen Modellen in der zusammengefassten Rubrik „Sportwagen/Cabrios“ die Nase vorn haben. Wir stellen nachfolgend die fünf besten Gebrauchten der jeweiligen Jahreskategorien vor. Da es bei den Vier- bis Fünfjährigen die meisten Besitzumschreibungen gibt, widmen wir uns den fünf Erstplatzierten dieser Altersklasse hier etwas ausführlicher – und zeigen sie auch im Bild:

Porsche Boxster/Cayman/7182,02 %
Porsche 911 Carrera/Cabrio2,13 %
Audi TT/Roadster2,65 %
Audi A5 Cabrio2,74 %
BMW 1er Cabrio2,80 %

Die Besten der Kategorie beurteilen die GTÜ-Prüfer folgendermaßen: „Die Technik unterm Blech von Boxster und Cayman ist trotz der Sportlichkeit langlebig und zuverlässig. Von älteren Reimporten mit lückenhafter Historie sollte man allerdings lieber die Finger lassen.“ Auch bei manchen Audi-Cabriolets heißt es aufpassen: „Machen Sie einen Bogen um umgebaute und getunte Exemplare.“ Über den BMW sagt die Erfahrung: „Hohe Pannensicherheit und Zuverlässigkeit dank solider Technik.“

Die Besten ihrer Altersklasse

1 bis 3 Jahre: Porsche Boxster/Cayman/718; Porsche 911 Carrera/Cabrio; Audi A5 Cabrio; Audi R8/Spyder; Mercedes SLK/SLC

6 bis 7 Jahre: Mercedes SL; Porsche Boxster/Cayman/718; Porsche 911 Carrera/Cabrio; Mercedes SLK/SLC; Audi TT/Roadster

8 bis 9 Jahre: Jaguar XK/Cabriolet; Mercedes SL; Audi R8/R8 Spyder; Porsche Boxster/Cayman; Audi TT/Roadster

Älter als 9 Jahre: Audi R8/Spyder; Mercedes SL; Jaguar XK/Cabriolet; Porsche 911 Carrera/Cabrio; Porsche Boxster/Cayman

„Rost ist nicht mehr das Thema“

Interview: Robert Köstler, Chef der GTÜ-Sachverständigenorganisation, erklärt, wie man den besten Gebrauchtwagen findet.

Die GTÜ und die Auto Zeitung bringen jedes Jahr den Gebrauchtwagen-Report heraus. Ohne die Expertise der GTÜ wäre ein solcher Report schwer machbar, oder?

In der Tat, denn auch in dem aktuellen Gebrauchtwagenreport steckt wieder die Expertise von unseren über 2.500 hauptberuflich tätigen Kfz-Sachverständigen und deren Mitarbeitern. Sie überprüfen jedes Jahr über fünf Millionen Fahrzeuge in mehr als 11.000 Prüfstützpunkten in Kfz-Werkstätten und Autohäusern sowie in mehr als 700 eigenen Prüfstellen der GTÜ-Vertragspartner. Weil sie die Hauptuntersuchung durchführen, kennen sie genau die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle. Und diese Informationen fließen in den Gebrauchtwagenreport, der mehr als 250 Fahrzeuge listet.

Den Report gibt es seit 2005. Wie haben sich die Mängel bei den Gebrauchtwagen über die Jahre entwickelt?

Früher waren definitiv Rostprobleme das große Thema. Doch da haben eigentlich alle Hersteller wirklich nachgebessert, so dass es hier in der Regel keine gravierenden Aussetzer mehr gibt. Mittlerweile haben die Fahrzeuge deutlich mehr Probleme mit der Elektronik.

Sollte man sich lieber einen jungen Gebrauchten zulegen oder kann der auch schon sieben, acht Jahre alt sein?

Das kann man so pauschal leider nicht sagen. Wenn ein sieben, acht Jahre altes Fahrzeug immer gut gepflegt wurde, alle Service-Checks durchlaufen hat und zudem vielleicht noch ganzjährig in der Garage stand, kann es schon ein guter Kaufkandidat sein. Zumal diese älteren Modelle meistens auch wesentlich günstiger sind als sehr junge Gebrauchte. Vor allem bei jüngeren Gebrauchtwagen sollte man unbedingt einen Blick in das Serviceheft werfen. Dort ist die Fahrzeugwartung lückenlos dokumentiert. Auch Kundendienstrechnungen, Reparaturnachweise und Prüfberichte bieten Anhaltspunkte. Hellhörig werden sollte man, wenn es viele Vorbesitzer gibt. Das könnte auf ein Montagsauto hinweisen.

Klar ist aber auch, je jünger die Autos sind, desto glatter durchlaufen sie die HU. Eine bestandene HU spricht in der Regel immer für einen guten Zustand, denn nur wenn alles ok ist bekommen die Fahrzeuge ja auch eine neue Plakette. Wer sich unsicher ist, welches Modell das richtige für ihn ist, kann sich an unserem Gebrauchtwagenreport orientieren. Er enthält Hinweise auf mögliche Schwachstellen.

Einen Gebrauchtwagen kaufen, ohne ihn vorher gesehen zu haben oder gefahren zu sein, geht also nicht?

Nein, jeder Gebrauchtwagenkäufer sollte sich reichlich Zeit für die Fahrzeugbesichtigung nehmen. Die Mängelsuche beginnt mit einem Rundgang ums Auto. Gibt es Unterschiede bei den Spaltmaßen, lässt das meist auf einen Unfallschaden schließen. Auch wenn Reifen unterschiedlich stark abgefahren sind, sollte man hellhörig werden. Hilfreich ist außerdem ein Blick auf die Fahrzeugleuchten. Stimmt das Baujahr mit dem Produktionsdatum der Leuchten überein? Wenn nicht, können sie nach einem Crash vielleicht schon einmal ausgewechselt worden sein. Stutzig machen sollte auch ein sehr sauberer Motorraum. Rost versteckt sich übrigens meist gut. Es lohnt sich also, den Kofferraumteppich mal anzuheben oder in den Radkasten zu schauen. Muffiger Geruch im Innenraum deutet auf Feuchtigkeit hin. Ausgebesserte Unfallschäden lassen sich mit bloßem Auge oft nicht erkennen. Indizien dafür sind Farbspuren an eigentlich unlackierten Teilen wie Gummidichtungen.

Vor einer ausgiebigen Probefahrt sollten sämtliche Fahrzeugfunktionen getestet werden – von der Klimaanlage über elektrische Außenspiegel oder Sitzheizungen bis zum Radio. Die Musik bleibt dann aber während der Fahrt besser aus, denn sie übertönt so manches Geräusch, das auf Schäden hindeuten könnte.

Mancher Laie ist damit vielleicht überfordert. Kann die GTÜ nicht bereits vor dem Kauf helfen?

Natürlich. Wer unsicher ist, ob ein Gebrauchter unfallfrei und technisch in Ordnung ist, kann das Auto vor dem Kauf von unseren unabhängigen Sachverständigen begutachten lassen. Das lässt sich in der Regel gut mit einer Probefahrt vereinbaren. Wir ermitteln dann den Zustand des Fahrzeuges unter Berücksichtigung aller Faktoren wie zum Beispiel Unfallschäden, beschädigter oder fehlender Teile sowie notwendiger Reparaturen und/oder Wertminderung aus Vorschäden. Auf Wunsch können wir auch den Händlereinkaufs- und Verkaufswert, Zeitwert, Minderwert oder Wiederbeschaffungswert des vorgestellten Fahrzeuges bestimmen. Ist der Verkäufer mit der Einholung des Gutachtens nicht einverstanden, könnte er etwas verbergen wollen. Dann ist es eigentlich ratsam, die Finger davonzulassen und nach einem anderen Auto zu suchen.