Kleine Autoträume ganz groß

Zum 70. Geburtstag von Matchbox

 Rot ist die Liebe – auch zu Matchbox-Autos (Fotos: Peter Thomas)

Zugegeben, die sprichwörtliche Größe einer Streichholzschachtel hat die britische Kultmarke Matchbox längst übertroffen, aber auch das passt ja zum Trend, der auf den Straßen zu beobachten ist. 70 Jahre jung wird Matchbox und ist noch immer aus keinem Kinderzimmer wegzudenken. Viele nehmen nicht bloß die Erinnerungen, sondern auch die kleinen Autos mit ins Erwachsenenleben.

Manchmal hilft ein bisschen Farbe

„Ein Opel Diplomat A“, strahlt Diplomingenieur Thorsten Mahr und nimmt unseren V8-Klassiker genau in den Blick. Ursprünglich wurde die Luxuslimousine der Marke mit dem Blitz im Jahr 1970 in Goldmetallic-Lackierung ausgeliefert. Zuletzt war die schillernde Farbhaut aber arg matt und zerkratzt, das Fahrwerk lädiert und die Frontscheibe nicht mehr ganz frisch. Heute steht der Oldtimer in neuem rotem Lack da. Die Leichtmetallräder sind ebenso nachgerüstet wie die Achsen, dafür fehlt die damals serienmäßige Anhängerkupplung. Matchbox-Tuning.

Vom kleinen zum großen Maßstab

Mahr hat das gleiche Baujahr wie der Klassiker, dem er gerade unter die Motorhaube schaut. Dort glänzt der mächtige 5,4-Liter-V8, der 1965 im Diplomat Coupé Premiere hatte und ab 1966 auf Wunsch auch in der Limousine zu haben war. Mit Opel-Oldtimern kennt sich der 52 Jahre alte GTÜ-Prüfingenieur bestens aus: „Faszination seit der Kindheit“, sagt er. Das drückt auch der Standort seiner Prüfstelle aus: Die denkmalgeschützte ehemalige Caltex-Tankstelle mit dem ikonischen, markant geschwungenen Spannbetondach liegt in direkter Nachbarschaft zum Rüsselsheimer Werk des Automobilherstellers.

Maximale Punktzahl für die Miniaturen: Prüfingenieur Thorsten Mahr

Ein Fuhrpark automobiler Kinderträume

2008 hat Mahr den Standort eröffnet, zu dessen Leistungen auch Oldtimergutachten gehören. Unser Diplomat wird allerdings heute keines bekommen. Denn es handelt sich nicht um ein Auto in realer Größe, sondern eine Matchbox-Miniatur. 1966 kam das Modell in der klassischen Serie „1-75“ der Zinkdruckguss-Miniaturen auf den Markt, Sammler führen es heute als Katalognummer 36 C. 1970 wurde das Modell letztmals hergestellt, unser Diplomat stammt aus diesem finalen Baujahr. Er gehört zu einem ganzen Fuhrpark automobiler Kinderträume, die meisten davon in Maßstäben zwischen 1:76 und 1:50 von Herstellern wie Corgi, Dinky, Majorette, Matchbox, Mattel und Siku.

Der erfolgreichste Autohersteller der Welt

Der britische Hersteller Lesney war eigentlich auf die Fertigung von Zulieferteilen für die britische Automobilindustrie spezialisiert. Dann kamen zwei Ereignisse 1953 zusammen und sorgten für die zündende Idee der Matchbox-Fahrzeuge: Lesney-Mitinhaber John William Odell, genannt Jack, baute für seine Tochter eine kleine Straßenwalze als Spielzeug. Das Modell war winzig, denn in der von dem Mädchen besuchten Schule durften die Kinder nur solche Spielsachen mitbringen, die in eine Streichholzschachtel („Matchbox“) passten.

Eine Kutsche für die Queen

Im selben Jahr hatten die Metalldruckguss-Profis ein Kutschenmodell samt Pferden zur Krönung der jungen Queen Elizabeth II. auf den Markt gebracht. Mehr als eine Million Exemplare der 11,8 Zentimeter langen Miniatur („Small Coronation Coach“) wurden verkauft. Es war ein Coup für Lesney, der zugleich das Markpotenzial für Verkehrsmodelle deutlich machte. So entstand schließlich ebenfalls 1953 eine eigene Serie von Spielzeugfahrzeugen in Metalldruckgusstechnik, die in streichholzschachtelähnlichen Kartons verpackt wurden – die Marke Matchbox war geboren.

Die Konkurrenz kommt auch aus Deutschland

Lesney war nicht der erste Hersteller von Spielzeugautos, die im Zinkdruckgussverfahren („Die Cast“) hergestellt wurden: Der legendäre britische Spielzeugkonzern Meccano lancierte bereits 1934 seine „Dinky Toys“. Ab den 1950er-Jahren wurde die Konkurrenz schnell größer. Corgi Toys aus Großbritannien erschienen 1956, Siku aus Deutschland startete mit seinen Zinkdruckgussmodellen im Jahr 1963 und die „Hot Wheels“ des US-amerikanischen Herstellers Mattel sorgten 1968 für eine technische wie ästhetische Revolution im Markt.

Hüpfende Motorblöcke

Die ersten Matchbox-Personenwagen hatten vor allem britische Vorbilder wie Land Rover (1955), Vauxhall Cresta (1956), Austin A50, Ford Perfect, Jaguar XK 140 und MG T-Type (alle 1957). Schnell kamen auch Marken aus vielen anderen Ländern dazu. Dazu fuhren frei erfundene Miniaturen ins Portfolio – ästhetisch recht laut, farbenfroh lackiert und oft mit einem mächtigen silbernen Motorblock versehen. Für die jungen Besitzer der Spielzeugautos war die Funktion mindestens so wichtig wie das eventuelle Vorbild. Dafür standen die Leichtlaufachsen „Superfast“ und die „Rola-Matic“-Funktionen. So nannte es Matchbox, wenn die Räder der Miniatur in Fahrt verschiedene Mechaniken antrieben: Zum Beispiel die Drehplattform auf der Ladefläche eines Safari-Pick-up oder auf-und ab hüpfende Motorblöcke.

Mattel wird zum Retter

Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhundert erging es Matchbox dann wie vielen realen britischen Automarken – 1982 meldete Lesney Insolvenz an, Matchbox wurde mehrfach verkauft. Rettung kam schließlich von der Konkurrenz: 1997 übernahm Mattel, Hersteller der „Hot Wheels“, die britische Traditionsmarke. Mittlerweile hat das US-Unternehmen sogar wieder Pappboxen für einen Teil der Produkte eingeführt. Und zum 70. Matchbox-Geburtstag gibt es eine Reihe von Sondermodellen.

Prüfingenieur im Maßstab 1:71?

Und was ist mit den klassischen Matchbox-Miniaturen der vergangenen Jahrzehnte? Sie werden von einer internationalen Sammlerszene geschätzt. Die Königsdisziplin sind dabei optimal erhaltene Fahrzeuge mit originaler Verpackung. Aber es gibt auch viele Matchbox-Fans, die Spaß am Restaurieren ihrer Klassiker haben – entweder streng nach Vorbild oder mit viel Fantasie. Dabei helfen zahlreiche Hersteller von Ersatz- und Tuning-Teilen sowie Online-Tutorials. So kam auch unser Opel Diplomat zu neuem Glanz. Wenn es jetzt noch einen GTÜ-Prüfingenieur im Maßstab 1:71 geben würde, käme das Oldtimergutachten für den V8-Klassiker zustande.

Große Reise unter Strom

So klappt die batterieelektrische Urlaubsfahrt.

Mit ein paar Tipps und guter Vorbereitung, wird auch der Urlaub mit E-Auto ganz entspannt.

Quartier buchen, Koffer packen, Auto beladen und losfahren: So sieht Jahr für Jahr der Reiseplan für den Sommerurlaub an der Nordsee aus. Leicht abzuhaken. Doch eines ist diesmal anders: Erstmals wollen wir mit einem batterieelektrischen Personenwagen in die Ferien fahren. Freunde fragen prompt: Klappt das überhaupt? Gute Frage! Und ein guter Anlass, sich schon jetzt gründlich zu informieren. Die GTÜ-Experten verraten fünf Punkte, auf die es ankommt:

1. Keine Reichweitenangst

400 Kilometer beträgt die rechnerische Reichweite des Fahrzeugs bei optimalen Bedingungen. Wir sind vorsichtig und ziehen 15 Prozent davon für das Mehrgewicht (Gepäck), Klimaanlage (Sommer), Staus und Umwege ab. Das Ergebnis beträgt immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke zum Urlaubsdomizil. Einmal Laden unterwegs müsste also genügen. Zwecks Stressvermeidung soll das Auto bei spätestens 20 Prozent Akkuladung wieder Strom erhalten.

2. Ausnahmsweise 100 Prozent

Im Alltag mit vielen Kurzstrecken wird der Akku so gut wie nie komplett vollgeladen. 80 Prozent sind ein guter Richtwert, um die Batterie zu schonen. Das passt zudem zur Ladegeschwindigkeit – die wird ab 80 Prozent nämlich langsamer. Direkt vor einer Fernfahrt dagegen dürfen es ruhig 100 Prozent sein. Dann zeigt die mit dem Auto gekoppelte App bei gemäßigtem Wetter auch tatsächlich eine Reichweite nahe des vom Hersteller genannten Werts an. Das sorgt für willkommene Entspannung.

3. Schnellladung unterwegs

Beim Zwischenstopp etwa auf halber Strecke werden wir mit dem Auto an eine Gleichstrom-Schnellladesäule rollen. Dort geht das Stromtanken viel schneller als mit Wechselstrom, kostet allerdings auch mehr. Die entsprechende Infrastruktur wird in Deutschland laufend ausgebaut. Viele Stationen befinden sich an Autobahnraststätten oder an großen Supermärkten nahe der Autobahn. Über die Apps der Ladestromanbieter sind die Standorte gut zu finden. Und das Smartphone zeigt auch, welche Säule gerade frei ist.

4. Genauer planen

Es ist fast wie früher, als man sich mit Kartenmaterial auf die Ferienfahrt vorbereitete: Das sorgte schon am Esszimmertisch für Vorfreude – und unterwegs war man selbst ohne heutige Navigationstechnik sicher unterwegs. Heute sitzen wir mit dem Tabletcomputer auf der Couch und planen die Urlaubsfahrt: Wo soll die Ladepause auf halber Strecke eingelegt werden? Und wo gibt es am Urlaubsort Ladepunkte? Die Recherche macht Spaß, und man lernt spielerisch noch einiges über die Ferienregion.

5. Zu Hause üben

Wer üblicherweise an der heimischen Wallbox oder an öffentlichen Ladesäulen mit Wechselstrom (AC) lädt, sollte sich vor der Urlaubsfahrt das Schnelladen mit Gleichstrom (DC) ansehen. Denn es weicht in einigen Details vom vertrauten Verfahren ab. So haben DC-Stationen ein fest installiertes Ladekabel mit CCS-Stecker. An AC-Säulen kommt dagegen das im Auto mitgeführte Kabel mit Typ-2-Anschluss in die entsprechende Steckdose.

Ohne Kabel gibt es unterwegs also keinen Strom aus den am weitesten verbreiteten Ladestationen. Deshalb prüft die GTÜ bei der Hauptuntersuchung immer auch, ob es im Fahrzeug vorhanden ist.

Sicher in den Urlaub

Mehr Tipps rund um den Urlaub im Ausland und welche Mitführpflichten es gibt, finden sich in unserem Blog-Beitrag Autourlaub im Ausland: So klappt’s

Batteriecheck vor der Urlaubsfahrt? Den Gesundheitszustand der Traktionsbatterie zu überprüfen kann sinnvoll sein, auch wenn man eine große Urlaubsreise vor sich hat. Buchen Sie jetzt einen Batteriecheck bei einem GTÜ-Partner in Ihrer Nähe. Mehr Informationen!

Maskenpflicht im Kasten?

Was die neue DIN-Norm für Verbandkästen in der Praxis bedeutet.

 Wo steckt sie bloß, die Maske?

In diesem Frühjahr wurden die meisten in der Pandemie geltenden Maskenpflichten im Alltag aufgehoben. Anders sieht es im Kraftfahrzeugverbandkasten aus: Dieser muss künftig auch zwei staubsicher verpackte OP-Masken enthalten. Die entsprechende Norm DIN 13164:2022 trat 2022 in Kraft. Nach einer Übergangsfrist von einem Jahr ist diese seit 01. Februar 2023 bindend.

Wo unterscheiden sich DIN-Norm und StVZO?

Also alles klar mit der Maskenpflicht im Verbandkasten? Nicht wirklich – zumindest nicht für Autofahrer. Denn für sie gilt nicht die DIN-Norm. Diese müssen die Hersteller einhalten. Für Autofahrer ist die Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) entscheidend. Und weil diese noch nicht auf den neusten Stand gebracht worden ist, wird noch immer auf die Normblätter der DIN 13164 von Januar 1998 oder Januar 2014 verwiesen. Und darin ist natürlich von OP-Masken keine Rede.

Was wird bei der Hauptuntersuchung geprüft?

Stecken Autofahrer jetzt in einer Zwickmühle, wenn sie den Verbandkasten bei Hauptuntersuchung (HU) oder Verkehrskontrolle vorweisen müssen? Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überprüfung mbH beruhigt: Entscheidend ist, dass das Erste-Hilfe-Material vollständig und nicht abgelaufen ist. Dabei gilt die jeweils aktuelle Fassung der StVZO. Derzeit schauen deshalb die Prüfingenieure bei der HU auch nicht nach den OP-Masken.

Wie sieht es bei Verkehrskontrollen aus?

Vergleichbar ist die Rechtslage bei Verkehrskontrollen durch die Polizei: Wer einen nach geltender StVZO vollständigen und gültigen Verbandkasten mitführt, erfüllt die gesetzlichen Anforderungen. Akzeptieren müssen die Ordnungshüter dabei auch einen flammneuen Verbandkasten nach der Norm von 2022. Das hat jetzt das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr betont. Schließlich gibt es im Handel nur noch Verbandkästen nach dieser DIN 13164:2022. Wenn man es ganz genau nähme, erfüllen diese aufgrund der Übergangssituation nicht zu 100 Prozent die geltende Vorschrift.

Wann ändert sich die Situation?

Die Politik hat das Problem erkannt. Das zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat schon im Dezember 2022 mitgeteilt, dass „möglichst bis Mitte 2023“ die neue Fassung der StVZO vorliegen solle. Damit wird dann die Maskenpflicht im Verbandkasten rechtssicher eingeführt. Der dringende Rat der GTÜ-Experten lautet: Es ist auch ohne geltende Pflicht absolut sinnvoll, den Verbandkasten schon jetzt freiwillig mit den beiden Masken auf aktuellen Stand zu bringen.

Doppel hält besser: Sinnvolle Ergänzung des Verbandkasten