Oldtimer-Tuning: Ein Fiat 500 wird stark

Wie Klassiker sicher und korrekt Zusatz-PS bekommen

Der klassische Fiat 500 gehört zu den beliebtesten Oldtimern. Passanten beginnen zu lächeln, wenn sie auf den kleinen Italiener treffen. Auch beim Fahrer sorgt der von 1957 bis 1977 gebaute Fiat Nuova 500 für gute Laune. Aber eine Fahrt in die Ferne mit dem Cinquecento? Klar ist das möglich, schließlich muss heute machbar sein, was früher Alltag war. Auch die Reise über die Alpen.

Wie weit reichen 18 PS?

Auf solch ausgedehnten Landpartien sind 18 PS aber nicht unbedingt die passende Leistung. Und schon sind wir mittendrin im Thema Tuning. Der Wunsch nach mehr PS ist dabei keine Begehrlichkeit der Neuzeit: Schon der legendäre Tuner Carlo Abarth half dem Nuova 500 auf die Sprünge mit Modellen wie 595 oder 695: Nun leistete der Kleinwagen 27 PS, 32 PS oder gar 38 PS beim 695 SS. Eine enorme Steigerung! Allerdings sind diese Flitzer im Original so rar wie teuer.

Die Magie des Carlo Abarth

„Scharfe“ Nockenwelle, höhere Verdichtung, polierte Kanäle, gewölbte Kolben, Sportvergaser – diesen Weg wählte Carlo Abarth seinerzeit. Kostengünstiger ist der Kauf eines gebrauchten Zweizylindermotors des 500er-Nachfolgers Fiat 126. Der leistet 23 PS aus 650 Kubikzentimetern Hubraum. Das Schöne dabei: der Motor passt genau in unseren Kleinen.

Das Zauberwort: zeitgenössisches Tuning

Aber ist solch ein Umbau auch legal? Im Prinzip schon, wenn die notwendigen Nachweise vorhanden sind. Hier ist guter Rat vom Fachmann wertvoll. Viele der mehr als 700 Unterschriftsberechtigten der GTÜ beraten daher Tuningfreunde bei der Individualisierung ihres Autos. Mehrere hundert Unterschriftsberechtigte der GTÜ stehen bereit für die Einzelabnahme nach § 19 (2) in Verbindung mit der Einzelbetriebserlaubnis nach § 21 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO).

Ein Blick in die alten Akten hilft

Zum „zeitgenössisches Tuning“ gehört, dass ein H-Kennzeichen nicht in Gefahr gerät, wenn die erst viel später ausgeführten Fahrzeugmodifikationen bereits in den ersten zehn Jahren nach der Erstzulassung eines Autos üblich waren, sondern auch tatsächlich mehrfach an Fahrzeugen dieses Typs stattfanden. Andere in den ersten 10 Jahren nach Erstzulassung oder die vor mindestens 30 Jahren eingetragenen und damit dokumentierten Änderungen stehen der H-Zulassung nicht entgegen. Eine gründliche Recherche beispielsweise im GTÜ-Archiv erspart da manche unliebsame Überraschung.

Ordnung muss sein

Grundsätzlich hilft alles, was Alter und Eignung von Anbauteilen belegt. Dazu können alte Prospekte, Werbeanzeigen und Testberichte in Fachzeitschriften ebenso gehören wie Anfragen beim Hersteller. Gleichfalls kann eine Rechnung Sinn machen. Alle verbauten Teile müssen der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen und über eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis oder ein Teilegutachten verfügen.

Fiat gibt es schriftlich

Zurück zur Praxis und dem Fiat Nuova 500 von 1971. Der Einbau des online günstig erstandenen 126er-Triebwerks bereitet keine Probleme. Bei der Begutachtung nimmt der Unterschriftsberechtigte der GTÜ die Umrüstung in Augenschein. Dazu werden ihm ein Stapel an Papieren vorgelegt. In einem erklärt der Hersteller, „es bestehen keine technischen Bedenken, in das Modell Fiat 500 mit der Fahrgestellnummer XXX nachträglich den Motor Typ 126 A1 einzubauen, jedoch unter der Voraussetzung, dass der komplette Motor inklusive sämtlicher Peripherieteile wie dem Originalgetriebe und der Auspuffanlage eingebaut wird.“

Welche „Note“ kommt vom Prüfer?

Nun geht es noch an die Technik: Der Unterschriftsberechtigte prüft, ob gem. VD-TÜV Merkblatt 751 alle erforderlichen Nachweise vorliegen. Bei Fahrzeugen mit einem Erstzulassungsdatum vor dem 19.04.1973 reicht eine CO-Messung im Leerlauf als Abgasnachweis aus. Neben dem Geräuschverhalten werden dazu zahlreiche anderen Punkte, wie der Pflege- und Erhaltungszustand des Fiats geprüft Auch hier absolviert das Tuningfahrzeug die Untersuchungen mit guten Noten. In die Zulassungspapiere wird nun der entscheidende Satz unter der Rubrik „Abweichung vom Originalzustand“ eingetragen: „Motor zeitgenössisch umgebaut vom Fiat 126, Bj. 1976.“ Und wir merken sofort – mit 23 PS fährt es sich gleich ganz anders.