Zum Anfassen: Die Werkstatt der Zukunft

Macht hoch das Tor: Die GTÜ ist Partner und Nutzer der Zukunftswerkstatt 4.0

Schrauben kann an der Zukunft noch keiner – aber schon gucken

Elektrische Antriebe, Batterie- oder Ladetechnik, autonomes Fahren, Künstliche Intelligenz und Augmented Reality: Das Auto und damit auch das Autofahren ändert sich erheblich. Werkstätten stellt der Wandel vor große Herausforderungen. Welche technischen Einrichtungen, Geräte und Methoden werden morgen benötigt? Die „Zukunftswerkstatt 4.0“ in Esslingen wird von Herbst 2021 an darauf konkrete Antworten geben – 450 Quadratmeter voller Know-how und Technologie. Gedacht, um insbesondere für Mitarbeiter des Kfz-Gewerbes die Zukunft schon ganz bald beginnen zu lassen.

Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung gehört zu den frühen Partnern dieses Projekts, das auch vom Land Baden-Württemberg unterstützt wird. Insgesamt sind mehr als 70 Unternehmen und Institutionen aus der gesamten Branche beteiligt – Tendenz steigend. Das Angebot an Aus- und Weiterbildungsprogrammen ist groß – bis hin zur Nutzung als Testlabor. Viel Theorie, und die Praxis bleibt blass? Von wegen. „Die Zukunft ist bereits real greifbar“, betont Visar Nikqi, Leiter Prüfmittelservice und Prüflabor der GTÜ.

Neue Methoden für die E-Mobilität

Ein gutes Beispiel ist für Visar Nikqi der Energiespeicher eines Elektroautos. „Die Hochvoltbatterie macht rund die Hälfte des Fahrzeugwerts aus. Möchte also jemand ein solches Fahrzeugs gebraucht kaufen, will er den Batteriezustand kennen. Aber auch bei besten Absichten müssen sich selbst Fachleute bislang auf eine Sichtprüfung und die Anzeigen auf dem Display eines Stromers verlassen“, sagt der Experte, und umreißt damit die Komplexität eines noch neuen Themenbereichs. Nikqui kennt auch die Falle dabei: „Es ist ähnlich wie bei einem Handy mit defektem Akku. Der verspricht noch viel Zeit für unbeschwerte Gespräche, um sich wenig später unvermittelt zu verabschieden.“ Die GTÜ hat daher Prüfmethoden entwickelt, die dem Zustand einer Batterie auf den Grund gehen. Wie diese Prüfung mit ihrer hohen Relevanz für die Praxis funktioniert, wird in der Zukunftswerkstatt 4.0 am Fahrzeug gezeigt.

Datendiebe werden abgewehrt

Ein weiteres Themenfeld sind Assistenzsysteme. Sie müssen zuverlässig funktionieren – vom ABS bis hin zu Funktionen des autonomen Fahrens. Doch wie ist es um eine mögliche Beeinflussung von außen bestellt? Unter dem Stichwort „Automotive Security“ muss die Sicherheit bei einem Fahrzeug in allen Situationen gewährleistet sein – ganz gleich ob potenzielle Störfaktoren zufällig auftreten oder kriminelle Energie dahintersteckt. Eine Horrorvision für jeden Autofahrer ist es, wenn der Wagen nicht tut, was er soll, sondern was ein Außenstehender will. Bremsen, Lenken, Beschleunigen – prinzipiell wäre alles per Fernsteuerung möglich. Zumindest theoretisch. Die innovativen Prüfsysteme der GTÜ entdecken mögliche Beeinflussungen, auch das wird in der Zukunftswerkstatt gezeigt.

Keine Werkstatt ohne Prüfingenieure

Auch GTÜ Connect wird in der Zukunftswerkstatt auf großes Interesse stoßen. Dahinter verbirgt sich ein einziges Prüfgerät, das ähnlich wie ein Smartphone zahlreiche Funktionen in sich vereint. Damit entfallen die zahlreichen Apparaturen, die in einer herkömmlichen Autowerkstatt viel Platz belegen und in der Summe hohe Kosten verursachen. Die Werkstatt von morgen, eine hochkomplexe Sache? „Keine Frage“, sagt Robert Köstler, Sprecher der Geschäftsführung der GTÜ. „Aber eines steht schon heute fest: Bei aller Verlagerung in eine zunehmend digitale und autonome Technikwelt wird der Mensch nach wie vor benötigt. Hochqualifizierte Prüfingenieurinnen und Prüfingenieure bleiben für die gesamte Kraftfahrzeugbranche elementar.“ Und damit erst recht für die GTÜ.