Walter De Silva: Der Meister der Linien

Die Blog-Serie zu den berühmtesten Automobildesignern, Teil vier.

Foto: Volkswagen

Sie bestimmen das Aussehen unserer Autos, und damit auch das, was wir im Alltag sehen oder fahren. Aber die Gesichter der Designer selbst bleiben in der Regel im Verborgenen. Stille Künstler. Dabei verbergen sich dahinter selbst echte Typen. In dieser Serie stellen wir einige der angesehensten Fahrzeugschöpfer vor. Diesmal:  Walter Maria de Silva, der ehemalige Chef-Designer von Alfa Romeo und Volkswagen, der nicht in Rente gehen kann und immer weiter Autos entwirft, auch für chinesische Hersteller.

Die Autoliebe beginnt im Kinderzimmer

Als kleiner Junge in Autos verliebt zu sein, ist keine große Kunst. Aber daraus später seinen Traumberuf zu machen, das schaffen nicht viele. Liebeserklärungen, das trifft sein Tun bei aller Schlichtheit vieler Entwürfe ganz gut – Love Stories auf vier Rädern. Der inzwischen 74 Jahre alte Italiener hat kein Modell vergessen, das er je gezeichnet hat: „Alle meine Autos sind wie Söhne für mich.“

Ein Italiener kleidet die deutschen Autos neu

So richtig kann man sich den gesetzten älteren Herrn kaum vorstellen, wie er da in Wolfsburg oder Ingolstadt kurz nach der Jahrtausendwende seine Erfahrungen aus dem Designzentrum von Alfa und Fiat auf die stolzen deutschen Autoschneider übertragen hat. Die Arbeit bei Seat, wo er den neuen León schuf, wies aber schon in die Richtung. Audi und Lamborghini waren die folgerichtigen nächsten Schritte im Markenensemble von Volkswagen, der Audi A6 und der Lambo Murciélago wurden prompt als „schönste Automobile der Welt“ ausgezeichnet. Soll er selbst die Autos bewerten, die er geschaffen hat, nennt er den A5 als seinen Favoriten.

Foto: Volkswagen

Klare und funktionale Handschrift

Jetzt, wo er in seinem eigenen Designstudio weiter die Zukunft gestaltet, kann er seine Thesen ohne große Umwege, Meetings und Lenkungskreise in die Tat umsetzen, frei nach seiner Grundthese: „Design ist eine multidisziplinäre Tätigkeit, die sich aus analogen und digitalen, ökologisch-nachhaltigen, ästhetischen und poetischen Komponenten entwickelt.“ Wenn es um Fahrzeugstudien, Flugzeugkabinen und Fitnessgeräte aus seinem Haus geht, wird das ihm verhasste Über-Design verhindert. Klar und funktional ist seine Handschrift, elegant aber darf sie auch sein.

Ohne Prinzipientreue geht es nicht

Nach 2007 galt seine ganze Schaffenskraft dem Volkswagenkonzern, zu den alten Bekannten Audi, Seat und Lamborghini gesellten sich auch VW, Skoda, Bentley und Bugatti. Kaum im Amt als Chefdesigner kümmerte er sich gleich um Golf, Passat und Scirocco. Insgesamt acht Jahre lang verantwortete Walter de Silva unprätentiös das Portfolio, eher er nach einer Pause in den Unruhestand zurückkehrte und seither unter eigenem Namen feine Sachen macht. Seine Schöpfungen haben nichts an Leichtigkeit verloren, und die Basis dafür ist ein simpler Satz: „Ein Auto muss mit zwei, maximal drei Linien definiert sein.“ Klingt simpel, ist aber alles andere als einfach. Es braucht vor allem Prinzipientreue.

Von der Hebebühne bis zur Boxengasse

Was Formel 1 und GTÜ-Prüfstelle gemeinsam haben

GTÜ-Prüfingenieurin Fanny Frey (links) und Formel-1-Renningenieurin Laura Müller (rechts)

Wohin einen die Leidenschaft für Technik bringen kann: GTÜ-Prüfingenieurin Fanny Frey und Formel-1-Renningenieurin Laura Müller haben einen ähnlichen Antrieb, mit dem sie ihren Traum zum Beruf gemacht haben. Ein Blick in das tägliche Rennen:

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Laura Müller ist seit dieser Saison als erste Frau leitende Renningenieurin in der Formel 1 und während der Rennen am Kommandostand für den Franzosen Esteban Ocon und dessen Rennwagen verantwortlich. 1991 am Bodensee geboren, hat sie in München Fahrzeugtechnik studiert und anschließend für das Abt-Team in der DTM gearbeitet, ehe sie 2022 als Performance-Ingenieurin zum Haas-Rennstall wechselte und vor dieser Saison befördert wurde.

Fanny Frey ist Prüfingenieurin bei der GTÜ auf der Schwäbischen Alb. In ihrem Alltag prüft Sie Kraftfahrzeuge, beschäftigt sich mit Änderungsabnahmen sowie unter anderem auch mit Gutachten für Historische Fahrzeuge. Sie hat 2019 ihr Studium der Fahrzeugtechnik in Esslingen abgeschlossen und sich danach für die Weiterbildung und Qualifizierung zur Prüfingenieurin entschieden. Seit vier Jahren ist sie nun mit Leidenschaft Prüferin bei der Götz Ingenieur und Sachverständigen GmbH in Albstadt.

Warum musste es gerade dieser Job sein?

Fanny Frey: Ich war schon immer von Technik begeistert und habe bereits als Kind viel lieber mit Papa an Autos geschraubt, anstatt mit Mama ein Buch zu lesen. Nach meinem Realschulabschluss habe ich das Technische Gymnasium absolviert, natürlich folgte ein technisches Studium. Während des Studiums habe ich zwei Praktika bei Mercedes-AMG absolviert, und geschrieben. Nebenbei habe ich wieder gemerkt, dass die Arbeit am Schreibtisch keine Option für mich sein wird. Ich möchte den Kontakt und den Austausch mit Menschen. Jetzt habe ich alles, was mich begeistert.

Laura Müller: Nach dem Abitur wusste ich noch nicht, was ich später machen wollte. Physik hat mich nicht so interessiert, aber Sprachen und Mathematik. Danach habe ich ein Jahr in Australien verbracht. Dort gibt es eine starke Tourenwagenserie, und ich habe mich an meine Rennwagenbegeisterung als Kind erinnert. Ich war damals ein großer Fan von Michael Schumacher. So kam mein Berufswunsch zustande – ich wollte im Motorsport arbeiten. Ich wäre nicht zu diesem Job gekommen, wenn es nicht immer wieder Leute gegeben hätte, die an mich geglaubt hätten.

Wie sieht Ihr Job aus?

Laura Müller: Ich bin verantwortlich für alles, was den Formel-1-Rennwagen angeht – und möglichst viel Leistung aus der richtigen Fahrzeugabstimmung zu gewinnen. Außerdem gilt es, auch aus dem Fahrer ein Höchstmaß an Leistung herauszuholen. Als Renningenieurin muss man alle möglichen Dinge im Blick haben, um schnell Entscheidungen treffen zu können. Man muss dazu auch wissen, was die anderen im Team gerade tun. Die Verantwortung ist daher groß. Es geht aber auch um das Zusammenspiel mit dem ganzen Team und den Mechanikern und das Beste herauszuholen.

Fanny Frey: Ich prüfe täglich Kraftfahrzeuge jeglicher Klassen. Von PKW über 40-Tonner, Zweiräder bis zu Traktoren. Dafür bin ich vormittags größtenteils im Außendienst an Prüfstützpunkten, an denen ich die Hauptuntersuchungen durchführe und im engen Austausch mit Mechanikern und Werkstattmeistern bin. Nachmittags prüfe ich an unserer Prüfstelle. Hier bin ich von der Annahme/Anmeldung der Kunden bis zum Abschließen des Berichts für alles zuständig.

Was braucht es in Ihrem Job?

Fanny Frey: Viel Knowhow über jegliche Fahrzeuge, die sich auf den Straßen befinden. Den nötigen Sachverstand natürlich, aber auch ein Gefühl für Menschen, um das Ergebnis der Hauptuntersuchung übermitteln zu können. Mir ist es sehr wichtig, dass ich meine Kunden möglichst nah an meine Arbeit heranführen kann! Auf der einen Seite erhoffe ich dadurch Verständnis, auf der anderen finde ich es gut, meine Expertise an andere weiterzugeben!

Laura Müller: Ich lerne immer viel, gerade, was die direkte Kommunikation mit dem Fahrer angeht. Die Zusammenarbeit muss intensiv sein, damit wir beide zusammen am meisten Leistung aus uns herausholen können. Man muss sein ganzes Herz und alle Leidenschaft in diesen Job stecken. Und man braucht andere, die einem helfen. Harte Arbeit allein reicht oft nicht.

Was ist das Beste an ihrem Job?

Laura Müller: Ich sehe sehr schnell die Resultate meiner Arbeit – ob gut oder schlecht. Wenn ein Fahrer glücklich ist mit meinen Entscheidungen, ist das sehr befriedigend.

Fanny Frey: Die Mischung aus Kundenkontakt und Prüfvorgang sowie die Vielfalt an Fahrzeugen, die von einem Renault 4 Baujahr 1961 bis hin zu einem Audi A6 e-tron mit neuester Technologie reicht!

Spielt es für Kollegen und Kunden eine Rolle, dass Sie weiblich sind?

Fanny Frey: Ich höre tatsächlich sehr oft, dass es ungewöhnlich ist, eine Frau in diesem Beruf anzutreffen. Das ist auch völlig okay für mich, da der Frauenanteil tatsächlich sehr gering ist. Es beeinflusst aber mich nicht. Vielmehr freut mich, dass den Leuten auffällt, dass auch Frauen diesen Beruf ausüben können. Den ein oder anderen unangenehmen Spruch bekommt man natürlich auch zu hören, doch mit Humor und Gelassenheit schafft man es, dass solche Situationen einen nicht aus der Ruhe bringen.

Laura Müller: Ich konzentriere mich einfach darauf, einen guten Job zu machen, und ich werde nicht anderes behandelt als alle anderen. Schade finde ich nur, dass ich erst die erste Renningenieurin in der Formel 1 bin. Aber ich bin mir sicher, dass das die Sichtbarkeit der Frauen im Motorsport erhöhen wird. Wenn mich Mädchen und junge Frauen jetzt im Fernsehen sehen, denken sie, dass sie das auch schaffen können – und das ist doch klasse. Vor fünf oder zehn Jahren war das noch ganz anders. Ich kann alle nur sagen: Lasst Euch nicht verunsichern, wenn ihr diesen Job wollt!

Was sagen die Kollegen über Sie?

Fanny ist eine echte Bereicherung für uns“, sagt Kollege Marcel, „sie arbeitet äußerst gewissenhaft und prüft immer mit großer Sorgfalt. Sie hat immer ein offenes Ohr und weiß Rat, ganz gleich worum es geht. Man kann sich jederzeit auf sie verlassen, fachlich wie menschlich. Es macht großen Spaß, mit ihr zu arbeiten.“

Auch der Kollege Marcus ist der gleichen Meinung: „Mit Fanny zu arbeiten ist sehr angenehm. Sie ist freundlich und aufgeweckt. Sie nimmt ihren Job sehr ernst und findet auch noch den kleinsten Mangel.“

„Es ist wirklich großartig, mit Laura zu arbeiten. Sie ist eine hervorragende Ingenieurin. Allein, wie viele Stunden sie in ihren Job steckt ist sehr, sehr beeindruckend. Sie zählt sie nicht mal und vergisst gelegentlich das Essen“, sagt Formel-1-Pilot Esteban Ocon. Teamchef Ayao Komatsu lobt: „Laura ist ein sehr zielstrebiger Charakter. Wenn sie die Lösung für ein Problem gefunden hat, weiß sie, dass es gleich zehn neue Fragen zu beantworten gibt.“

Welche Ziele verfolgen Sie?

Laura Müller: Ich bin immer optimistisch, was die nächsten Ergebnisse angeht.

Fanny Frey: Meine Fähigkeiten, sowie mein Wissen stetig weiterzuentwickeln, wofür ich auch für jede neue Herausforderung offen bin.

Hinweis: Zum Teil wurde Material des F1 Teams verwendet.

Der legendäre Mercedes C 111 lebt wieder auf

AMG bringt ein neues Konzeptmodell mit historischen Wurzeln.

Foto: mercedes-benz.com

Die Farbe kommt einem doch gleich bekannt vor: Das Concept Car AMG GT XX ist im selben auffälligen Sunset Beam Orange lackiert wie sein großer Vorgänger im Konzern, der spektakuläre Mercedes C 111. Der konnte in den Sechziger und Siebziger Jahren auf den ersten Blick punkten, dafür sorgten seine Flügeltüren. Die gibt es heute zwar in abgeschwächter Form auch in einem Tesla, aber ansonsten bleibt der zukunftsträchtige Oldie unerreicht.

So schnell wie die Formel 1

Keine einfache Angelegenheit also für die Sportwagen-Experten aus Affalterbach, die sich bei der Neuschöpfung auf die inneren Werte konzentriert haben. Ein revolutionärer Antriebsstrang mit drei Axial-Fluss-Motoren liefert eine Spitzenleistung von über 1.000 kW (mehr als 1.360 PS). Mit der Unterstützung durch eine Höchstleistungsbatterie ist eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 360 km/h drin, das reicht knapp an den Formel-1-Rekord hin. Kein Zufall, dass auch die Rennabteilung der Silberpfeile mit in die komplexe Entwicklung involviert war. Markus Schäfer, Technikvorstand des Konzerns, schwärmt von „der Zukunft der Performance“. Höchst ungewöhnlich sind auch die im GT XX verwendeten innovativen Werkstoffe auf Basis von Biotechnologie – man nehme nur die Sitze aus dem 3D-Drucker oder die Türschlaufen aus einer neuartigen Seidenalternative, die passend zum Exterieur in orange hergestellt wurden.

Foto: mercedes-benz.com

Das wunderbare Orange

Da ist es wieder, der Farbton aus dem C111. Insgesamt vier Prototypen-Version hatten die Mercedes-Ingenieure geschaffen, um mit aller Art von Motoren und Kunststoffkarosserien zu experimentieren. Mal waren es Wankelmotoren, mal Dieselaggregate und Turbolader, die der Flunder die nötige Kraft gaben. Damals galten auch das Lederinterieur und eine Klimaanlage als einmalig, von den optischen Elementen wie den Flügeltüren oder den Klappscheinwerfern ganz abgesehen.

Ein Rekord jagt den nächsten

Die letzten beiden, besonders aerodynamisch geformten Modelle des Zukunftsautos waren auch dank ihrer starken Motorisierung für Rekordfahrten ausgelegt. So wurde 1978

in Nardò die 320-km/h-Marke geknackt, während einer zwölfstündigen Fahrt im Tempodrom erzielte der C 111 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 316 km/h. Die letzte Version schraubte den Rundstreckenrekord auf 403 km/h. Von den 13 für die Straße vorgesehenen Exemplaren wurden vier verschrottet, die anderen werden in den Automuseen in Langenburg und Untertürkheim verwahrt.