- 09. Dezember 2025
- Tradition & Innovation
- Elmar Brümmer
Oben ohne, aber sicher: Der Porsche mit Bügel wird 60
Kein Cabrio, aber auch kein Coupé: der Targa ist eine eigene Kategorie.

Der Porsche 911 war noch gar nicht geboren, da diskutierten sie in Stuttgart-Zuffenhausen schon, dass es von dem schnell zur Legende gewordenen Sportwagen in jedem Fall auch eine offene Version geben sollte. Drei Varianten fassten die Ingenieure für die Oben-Ohne-Variante ins Auge: ein klassisches Verdeck wie beim Porsche 356, ein Gestänge für eine Roadster-Version und ein Cabriolet mit einem festen Überrollbügel. Letzteres erwies sich als die überzeugendste Idee für ein Auto, dass Porsche in die Zukunft führen sollte. Richtig Schub bekommt die Idee durch die Zulassungsbehörden in den USA, die für offene Fahrzeuge strengere Richtlinien festlegen wollen. Um den angedachten Bügel herum formt Porsche ein Sicherheits-Cabrio.
Auf Nummer Sicher fahren
Schon 1965 feiert der 911 Targa auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) Premiere, weshalb er gerade den 60. Geburtstag feiert. Der Stahlbügel, der beim offen fahren kein bisschen stört, bietet aber mehr als nur strukturelle Sicherheit: er ist ein echter Hingucker. Gestaltet vom großen Designer F.A. Porsche wird das besondere Fahrzeugteil zu einem Markenzeichen für dessen These „form follows function.“ Komplettiert wird die Targa-Idee durch ein herausnehmbares Dachteil über den Vordersitzen und eine Kunststoff -Heckscheibe. Frische Luft, mit vielen Variablen – aber immer auf Nummer sicher. Wer hätte damals geahnt, dass der Targa Kult werden würde, inzwischen in der achten Modellgeneration?

Sizilien lässt grüßen
Ähnlich oft – und kontrovers – wie über das Konzept wurde über den Namen des neuen Fahrzeugtypen diskutiert. Der damalige Verkaufschef Harald Wagner schlug den Begriff „Targa“ vor. Zum einen bezeichnet das berüchtigte Straßenrennen Targa Florio auf Sizilien, zum anderen bedeutete der feststehende Begriff aus dem Motorsport „Schild“. Und was könnte besser zu diesem Auto passen als ein wortwörtliches Schutz-Schild? Zumal die Technik den Sicherheitsgedanken immer konkreter angeht. Erst kommt eine Panorama-Glasscheibe, später ein Glasdach mit längs verlaufenden Trägern. Es gab dann noch Versuche mit Schiebedach und einen mit Heckklappe. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf einem vollständig elektrischen Dachsystem. Puristen mögen das Gesicht verziehen, aber es ist eine gekonnte technische Show, wenn sich Bügel und Glasscheibe auf Knopfdruck durch die Luft bewegen und das Dach öffnen oder schließen.
Stabil und selbstbewusst
Beim klassischen F-Modell, zwischen 1966 und 1973 gebaut, war der Targa-Anteil am höchsten, er lag bei 33 Prozent. Die höchste Stückzahl erzielte das G-Modell (1973 bis 1989), von ihr wurden 57.371 Sicherheitscabriolets ausgeliefert. Im Gegensatz dazu stehen jene lediglich 4.863 Targas, die von der Baureihe 964 Anfang der Neunziger ausgeliefert wurden. Eins aber ist allen Varianten gemein: der 911 Targa war immer stabil, daraus zog er auch sein Selbstbewusstsein. Anders ausgedrückt: das Autofahren mit allen Sinnen war schon immer stilprägend. Der Targa ist eben nicht bloß eine Porsche, sondern ein Gefühl. Rundum.











